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50 Jahre Neujahrskonzert - Eine Geschichte

Das Neujahrskonzert


Ein kurzer Rückblick:

Geprägt wurde der Posaunenchor des CVJM Wuppertal- Langerfeld durch eine charismatische Dirigentenpersönlichkeit – Otto Mühlhoff.

Er formte den 1862 gegründeten Chor in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem symphonischen Blasorchester, ohne die christliche Bläserarbeit zu vernachlässigen.

Die Blütezeit des Orchesters kann sicherlich im Zeitraum des 25- jährigen Dirigentenjubiläums 1928 angenommen werden.

 

Obwohl der Chor auch unter weiteren Dirigenten nach dem Kriege wieder aufblühte, zehrt selbst der heutige Posaunenchor immer noch von dieser äußerst erfolgreichen Aufbauarbeit der frühen Jahre und der Idee, christliche Bläserarbeit und Unterhaltungsmusik zu verbinden.

Nicht umsonst wird diese Idee häufig mit dem Slogan „Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude“ wieder aufgegriffen.

Das neuerlich erfolgreiche Wirken nach dem Kriege, mit vollbesetzten Orchesterstimmen und immer ausverkauften Konzertveranstaltungen ging Anfang der 1960er Jahre jedoch relativ schnell zu Ende.

Die Gründe dafür waren vielfältig und wurden durch eine hektischer werdende Arbeitswelt, durch verstärkte Medienangebote und attraktive Angebote der Freizeitindustrie verstärkt.

 


Bisher hatte der Chor drei Dinge in idealer Weise miteinander vereint:

  • überzeugendes Verkünden der christlichen Botschaft
  • nennenswerte musikalische Leistungen, die auch professionelle Beurteilung nicht scheuen musste
  • Einen Klangkörper, der in der Lage war, sowohl schwächere Musiker zu integrieren als auch musikalisch Begabte herauszufordern.

 

Diese Ansprüche waren nur noch mühsam aufrecht zu halten, kurzum, die Zeiten für Gruppierungen mit christlichen und höheren musikalischen Ansprüchen wurden schwieriger. Der Posaunenchor musste einen Gang zurückschalten, bescheidener werden, in jeder Hinsicht.

 


Zudem stellte sich 1972 mal wieder die Dirigentenfrage. Wer war in der Lage, in dieser schwierigen Situation Musiker zu motivieren statt nur zu fordern, weniger aus Überzeugung als der Not schwindender Mitgliederzahlen gehorchend.

Man fand diese Person. Ein Tenorhornspieler aus dem Chor ließ sich in die Pflicht nehmen. Ein Mann mit Menschenliebe und starken Nerven. Er hieß Gerhard Finkenrath.

 


Der Chor fing sich wieder. Gerhard Finkenrath initiierte eine neue Konzertform

– Neujahrskonzerte.

Im Januar 1973 ging es los, vormittags, ungefährdet von Tagesschau und Wetterkarte, pünktlich zum Ende der Gottesdienste, ideal platziert zwischen spätem Frühstück und noch späterem Mittagessen.

 


Das Konzept ging auf, der Saal am Hedtberg war voll, den Musikern machte es Spaß.

Die Zuhörer waren begeistert. Musik live in lockerem Rahmen, die ersten Jahre mit begleitender Bildprojektion, später mit Moderation. Musik für Menschen, nicht perfekt, das können Profi - Orchester viel besser, aber mit großer Herzlichkeit. 

Es entstand eine neue Verbindung zwischen Publikum, Stadtteil und Chor, die am zutreffendsten von einem treuen Konzertbesucher beschrieben wurde, einem Langerfelder Bürger mit literarischen Fähigkeiten. Es war Franz Richter mit seinem Gedicht „Das Neujahrskonzert“ (Sie finden es weiter unten auf der Seite).

 


Im Laufe der Zeit wurden die Konzerte immer kreativer. Mal wirkten Jagdhornbläser des Hegeringes Barmen mit, dann erschienen bei dem Musikstück „Rennen in Ascot“ plötzlich Prince Charles mit Queen Elizabeth und eröffneten das Rennen mit einem Pistolenschuss.

Und auch bei den musikalischen „Donauwellen“ wurden die Zuhörer mit lukullischen Donauwellen verwöhnt.

Dann kam das Jahr 2009. Einige Chormitglieder hatten schon länger den Wunsch, sich mal stärker mit swingender Musik zu beschäftigen und gründeten eine Dixieland Combo. Nach eifrigem Proben war es dann zum Neujahrskonzert 2009 soweit, man traute sich an die Öffentlichkeit und präsentierte dem Publikum einen Jazz- Klassiker, den „Royal Garden Blues“.

Was als Versuch gedacht war, überraschte das Publikum derart, dass ein begeisterter Aufschrei erfolgte.

So etwas hatte es in den heiligen Hallen des Vereinshauses noch nicht gegeben – 

Jazz im CVJM.

Das Publikum war begeistert und die Musiker wussten sofort, wohin die weitere musikalische Reise gehen konnte. Die Jazz- Anteile der folgenden Konzerte wurden langsam gesteigert.

Gleichzeitig wuchs auch die Zahl der interessierten Mitspieler, so dass im Jahre 2016 die größer gewordene Combo sich in Hedtberg Brass umbenannte und fortan Big Band Musik unter professioneller Leitung spielte. Zum Neujahrskonzert 2017 bestritt dann die Band den zweiten Teil des Konzertes unter der Leitung von S. Beck und Mitwirkung einer Sängerin.

Es entstand eine gute Arbeitsteilung. Der Posaunenchor eröffnete das Konzert mit einem geistlichen Musikstück und folgenden unterhaltenden Bläserwerken, dann, nach der Pause gab es Big Band Musik.

Die musikalische Abteilung denkt gerne an diese erfreuliche Entwicklung zurück und ist dankbar, dass diese Konzertform immer noch so erfolgreich ist.

Dem Erfinder dieser Konzerte – Gerhard Finkenrath – sind wir sehr dankbar, dass er in schwieriger Zeit die richtigen Weichen gestellt hat. Er hat 40 Jahre den Posaunenchor geleitet und sich dann wieder als Tenorhornspieler eingereiht, bis er in den Ruhestand ging.

 


Nun, nach 50 Jahren Neujahrskonzerten sind neue Weichen gestellt. Es gibt ihn immer noch, diesen Posaunenchor in Langerfeld – eine Institution. Ein junger Dirigent, Willi Klein, führt die Arbeit fort. Dazu hat sich eine zwanzigköpfige Big Band - Hedtberg Brass - unter der Leitung von Manuel Galemann etabliert. 

Die Konzertreihe der Neujahrskonzerte wird weitergehen, solange das Publikum sich für unsere Musik interessiert. Bleiben Sie uns treu!

 


R. Joergens

 

 

Etwas Literatur muss sein

 

Und nun ein Gedicht von Franz Richter, entnommen aus seinem Werk:

 

"Eine kleine Bettlektüre für Freunde von Langerfeld"

 

Das Neujahrskonzert

Mit Böllern, Raketen und Feuerwerkssonnen,

hat gerade ein neues Jahr begonnen.

Drum spielt in Wien, am Tag nach Silvester,

in der Oper ein Sinfonieorchester

mit klassischen Stücken und Sologesang

dem neuen Jahre zum Empfang.

 

So wird es alljährlich bei uns auch gehalten,

dem Neujahr' zum Gruß, zum Abschied dem Alten.

Ganz Langefeld pilgert "Am Hedtberg" empor,

zum Neujahrskonzert vom Posaunenchor.

Nun frag ich dich, - Neuling - was stellst du dir vor,

unter dem Namen "Posaunenchor"?

Du hast keine Ahnung, da fällt dir nichts ein?

Doch vier, fünf Posaunen, mehr wird's wohl nicht sein.

Und dann siehst du im Saal auf der Bühne sie sitzen,

die Instrumente im Lampenlicht blitzen.

Fast dreißig Musiker, da staunst du, mein Bester,

da sitzt ein komplettes Blasorchester

und inmitten der schon recht alten Hasen,

die sicher viel Ahnung von Tuten und Blasen,

da sitzen heute zwei Jungmusikanten

vorm ersten Auftritt als Debütanten.

 

Pünktlich um elf, tritt seitlich vom Chor,

eine reizende junge Dame hervor.

Zielstrebig geht sie zum Mikrofon

und übernimmt die Moderation.

Fortan wird sie uns zwischen den einzelnen Stücken

mit wunderbaren Texten beglücken.

So gibt sie zu jeder Komposition

Die entsprechend notwendige Information.

Fröhlich, charmant trägt sie das vor,

gewürzt mit 'ner Prise von feinem Humor.

 

Dann kommt er auf die Bühne, den jeder hier kennt,

Finkenrath's Gerhard, der Dirigent.

Und grad, wie zuvor das Mädel schon,

begibt auch er sich zum Mikrofon,

Seine Rede gehört hier zum Ritual,

da wird fast zur Kirche der riesige Saal.

Denn, wenn ich ihn höre, da kommt es mir vor,

als stünde da oben, statt ihm ein Pastor.

Er wünscht uns ein glückliches neues Jahr,

tritt zum Pult und ganz wunderbar

setzt in die Stille des Saales hinein

die Anfaangsmusik des Posaunenchors ein.

 

Und gleich zu Beginn dieser Melodie

Erkennt man die Einheit, die Harmonie,

in der dieses große Orchester agiert

und in der es so herrlich und schön musiziert.

Kein Instrument zu wichtig sich nimmt,

sie sind gut aufeinander abgestimmt.

Kein Bläser tut sich eitel hervor,

sie versteh'n sich als Ganzes, als Posaunenchor.

Doch fordert ein Solo den einzelnen Mann,

dann wird ganz schnell deutlich, was jeder so kann.

Ob Baritonbläser, Trompeter, Hornist.

Ein jeder von ihnen gilt als Solist.

 

Ihr Repertoire, ich sage es gerne,

reicht von der Klassik bis hin zur Moderne.

Und wenn ich das alles voll Bewunderung höre,

dann kann ich's kaum glauben: "Das sind Amateure"

 

Doch zu unserem größten Verdruss,

kommt auch die schönste Musik mal zum Schluss.

Feierlich klingt das letzte Stück aus,

begeister spenden wir stehend Applaus

und wir haben uns ganz fest vorgenommen,

dass wir im nächsten Jahr wiederkommen.

 

Und sollt' ich mal eine Posaune erben,

werde ich mich beim Dirigenten bewerben,

denn ich stelle mir ganz wunderbar vor,

ein Musiker zu sein, im Posaunenchor.